Depressionen und Angststörungen bei Hunden

Ein Australian Shepard schaut verängstigt
Samstag, 23. Dezember 2023

Hütehunde besonders betroffen

Depressionen und Angststörungen bei Hunden

Depressionen, Angststörungen und weitere psychische Erkrankungen werden in der Gesellschaft immer stärker wahrgenommen und respektiert. Doch nicht nur wir Menschen, sondern auch Hunde können unter solchen Erkrankungen leiden. Dr. Sandra Foltin ist Biologin und Psychologin, und hat dazu in diesem Jahr das im Kynos-Verlag erschienene Buch „Black Dog“ verfasst, das zentrale Studien und Ergebnisse aufgreift.

Folgt man den gängigen WHO-Definitionen für mentale Erkrankungen, dann lassen sich nach Dr. Foltin auch bei Hunden viele psychische Erkrankungen feststellen, unter anderem:

___STEADY_PAYWALL___

  • Essstörungen,

  • Angststörungen,

  • Zwangsstörungen,

  • Depressionen,

  • Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS),

  • Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) und

  • altersbedingte Erkrankungen wie Demenz.

Das Feld ist breit gefächert und es gibt jedes Jahr neue Erkenntnisse. „Essstörungen bei Hunden sind in der Forschung noch ein relativ neues Feld, dazu gibt es erst sehr wenige Studien. Zu Angststörungen existieren dagegen durchaus schon ältere Untersuchungen, aber vor allem gibt es eins: belastbare Studien mit einer größeren Zahl an Hunden und Rassen“, fasst Dr. Foltin die zunehmende Relevanz dieses Wissenschaftsfeldes zusammen. Ein großes Problem, mentale Erkrankungen bei Hunden zu erforschen, liege darin, dass sich die vielen Hunderassen mitunter stark voneinander unterscheiden und Erkenntnisse selten allgemeingültig sind: „In erster Linie werden zum Beispiel Retriever, Beagle und Schäferhunde erforscht, die sehr verbreitet sind. Auch Bullterrier werden häufig genommen – hier liegt es aber eher an genetischen Besonderheiten der Rasse, die diese interessant macht.“ In den letzten Jahren seien aber auch erste rassespezifische Studien entstanden, die eine mögliche Kopplung mit anderen Verhaltensauffälligkeiten der untersuchten Tiere zulassen.

Anzeige

Häufig sind Hütehunde betroffen

Auffällig sei, dass gerade Hütehunde verhältnismäßig häufig von Angst- oder Zwangsstörungen oder ADHS betroffen sind, also beispielsweise Australian Shepherd, Border Collie oder Schäferhund. „Hütehunde wurden gezielt darauf gezüchtet, besonders aufmerksam, geistig und körperlich schnell und hochsensibel zu sein. Diese Attribute haben sich dann immer stärker ausgeprägt, resultieren aber leider oft in Merkmalen wie der Jagd nach Schatten oder imaginären Fliegen“, sagt die Psychologin. Ein Problem sei, dass diese Zwangsstörungen in der Zucht mitunter nicht wahrgenommen oder ignoriert werden. Halter sollten sich daher immer auch den Zustand und die Lebensbedingungen der Elterntiere ansehen und sich so gut es geht vergewissern, dass der Züchter seriös arbeitet.

Eine psychische Erkrankung beim Hund erkennen

So wie beim Menschen äußern sich beispielsweise Depressionen auch beim Hund nicht durch ein einzelnes klares Merkmal. Vielmehr gibt es viele verschiedene Anzeichen, zum Beispiel Freudlosigkeit, fehlende Motivation, Antriebs- oder Appetitlosigkeit. „Wenn viele typische Symptome auf den Hund zutreffen, dann sollte man einen Tierarzt aufsuchen, der das Thema psychische Erkrankungen bei Tieren ernst nimmt“, rät die Biologin. „Zuerst wird dort festgestellt, ob eine körperliche Ursache vorliegt. Es gibt also eine körperliche Untersuchung und es wird ein großes Blutbild gemacht. Danach sucht man nach anderen Erklärungen: Gab es zum Beispiel kürzlich einen Trauerfall, der das Tier mitgenommen haben könnte? Erst dann geht es gegebenenfalls weiter zu einem Verhaltenstherapeuten und möglicherweise werden von einem sachkundigen Veterinärmediziner Medikamente verschrieben.“

Entsprechende Spezialisten sind bisher aber äußerst selten in Deutschland und die häufig große Entfernung steht dann einer Behandlung oft im Weg. Eine Erstberatung kann aber immer auch über Videoanrufe erfolgen, sodass die Distanz nicht mehr ganz so relevant ist. Insbesondere bei Angsthunden habe sich das schon sehr profiliert, so Dr. Foltin.

Was können Halter tun, damit möglichst keine mentale Krankheit beim Tier entsteht?

Hundehalter können eine psychische Erkrankung bei ihrem Tier zwar nicht mit vollkommener Sicherheit verhindern – ein paar Möglichkeiten, die Wahrscheinlichkeit zu verringern, sieht Dr. Foltin aber doch:

Der Alltag des Hundes sollte ihn zwar mental fordern, aber nicht überfordern. Es sollte immer Möglichkeiten geben, dass der Hund nach eigener Entscheidung erkunden und erschnüffeln darf.

Da Hunde die Befindlichkeiten in ihrer Umgebung spiegeln können, können sich auch Streit und Stress zu Hause auf das Tier auswirken. Halter sollten deshalb im Umgang mit dem Tier möglichst Ruhe bewahren.

Zentral sei aber vor allem, die Kommunikation des Hundes lesen zu lernen: „Studien zeigen, dass über 80 Prozent der Halter nicht ausreichend gut darin sind, ihre Hunde zu verstehen. Selbst wenn es deutliche Anzeichen gibt, werden Symptome häufig übersehen oder nicht ernst genommen“, warnt die Expertin.

Unabhängig davon, Krankheitssymptome zu erkennen, ist es von Beginn des Zusammenlebens mit einem Hund an wichtig, die Art und Weise, wie er mit uns kommuniziert, zu übersetzen und richtig zu deuten. Neben der zahlreichen Literatur bietet es sich immer an, in einer fachkundigen Hundeschule, die auf positive Verstärkung setzt, mehr über die Besonderheiten der Hunde-Kommunikation zu erfahren. Hat man Anhaltspunkte, dass sich das Verhalten des eigenen Tieres verändert, sollte man dies über einen gewissen Zeitraum beobachten und beim nächsten Tierarztbesuch ansprechen.

Quelle: IVH


  • Anzeige: Urlaub mit dem Vierbeiner bei GEW Ferien

    Herbstzauber mit Wau-Effekt

  • Schwere Sicherheitsmängel

    Babboe stoppt Lastenrad-Verkauf und warnt vor weiterer Nutzung

  • Viele Hundespielzeuge sind unbedenklich, einige jedoch mit Mängeln

    ÖKO-Test nimmt Hundespielzeug unter die Lupe

  • Anton Fichtlmeiers Expertentipps für Hunde im Winterwunderland

    Sicher durch Schnee und Eis

  • DOGandTRAVEL trifft...

    Martin Rütter im DOGandTRAVEL-Interview

  • Hohe Krebsrate bei Golden Retrievern

    Genetischer Schlüssel gefunden

  • Im Alter von 31 Jahren und 165 Tagen

    Ältester Hund der Welt ist tot

  • Alarmstufe Rot

    Schwere Sturmflut an der Ostsee erwartet - Ferienhäuser werden evakuiert

  • Der Kynos Verlag auf der Frankfurter Buchmesse 2023

    Zwischen Buchdeckeln und Hundepfoten

  • Für 49 Euro durch Deutschland

    Deutschlandticket & Hund – geht das gut?

Anzeige

  • Wie Übergewicht unsere Haustiere krank macht

    Die schwere last der Liebe

  • Zwischen Hausrecht und Herzlichkeit: Hunde im Restaurant

    Kellner, einmal Wasser bitte!

  • Genetische Vielfalt und Evolution von Hunden

    Einblick in die Evolution der Hunderassen durch internationales DNA-Datenbankprojekt

  • Fit durch den Herbst

    5 Praxis-Tipps: Wie wir unsere Hunde optimal auf die kühle Jahreszeit vorbereiten

  • So schützen Sie Ihren Hund vor der unsichtbaren Gefahr

    Giftköder-Alarm!

  • Schlafende Hunde soll man nicht wecken

    Die Geheimnisse des Hundeschlafs

  • Neue Serie: Große Geister und ihre Hunde

    Sigmund Freuds heimliche Mitstreiter

  • Tipps für die Suche

    Oh Schreck, der Hund ist weg

  • Insekten im Futternapf?

    Zirpen, Summen, Schmatzen

  • Boomender „Pet Tech“-Markt

    Sind unsere Haustiere Datenlecks?

  • So vermeiden Sie Badeunfälle

    Ab ins Meer - aber sicher

  • Neue Erkenntnisse zu Schlafapnoe bei Hunden

    Kurze Schnauzen und lange Nächte

  • Back to the roots

    Die beliebtesten Hunderassen in Deutschland

  • Von Pfützen, Bächen und Flüssen

    Was Hunde auf Spaziergängen trinken dürfen

  • Was jeder Hundehalter wissen sollte

    Sonnenschutz für Hunde?!

  • Tierwohl nicht für ästhetische Ergebnisse gefährden

    „Kein Hund braucht Farbe“

  • Tierisch verliebt

    Single mit Haustier willkommen

  • Hitzefalle Auto

    Warum das Auto im Sommer kein sicherer Ort für Hunde ist!

  • DOGandTRAVEL Tipps

    5 heiße Tipps & 5 kühle No-Gos für Hunde im Sommer

  • Für einen coolen Sommer

    Erfrischende Hundeeis-Rezepte

  • Neue Studie aus Belgien

    Warum leinenloses Vergnügen gut für die Umwelt ist

  • Niedlich, krank, traumatisiert

    Tipps für den Welpenkauf

  • Wir erklären die Gebührenordnung

    So berechnen Tierärzte ihr Honorar

  • Grannen

    Nicht nur schmerzhaft, auch gefährlich

  • Streitthema Hundegebell

    Was ist wann und wie lange erlaubt?

  • Intelligenz bei Hunden

    Vielleicht mag er einfach die Belohnung nicht?

  • Mehrere Hunde halten

    Wer passt zu wem?

  • von José Arce

    Die Hundeleine

  • Willkommen im Herzen

    Die ersten Tage

  • Geheimnis gelüftet

    Was tun Hunde eigentlich, wenn Herrchen und Frauchen nicht zuhause sind?