Willkommen im Herzen
Die ersten Tage
Es ist eine Marktlücke und ich wundere mich, dass sie noch nicht erfasst worden ist: Der Geruch eines kleinen Hundes hinter den Ohren oder eines Pferdes an der Nüster würde als Parfüm nicht nur den weiblichen Markt erobern. Ich kenne auch genügend Männer, die diesem Duft unweigerlich erlegen sind. Und bitte, nichts hält Sie davon ab, Ihre Nase immer wieder in das weiche Fell zu stecken, sich eine Brise zu nehmen und den kleinen Hund mit Liebkosungen zu fluten. Auch das ausgiebige Ausmassieren des Babybauches, der Welpenohren, der winzigen Füße sollte Ihren Tag bestimmen. In einer Hundefamilie gehören diese sozialen Fellpflegemaßnahmen zur Tagesordnung. Es stärkt die Vertrautheit, und somit den Zusammenhalt und das Bindungssystem.
Keine schlafenden Hunde wecken
Sorgen Sie für geregelte Ruhezeiten und wenn Ihr Baby eingeschlafen ist, dann behüten Sie seinen Schlaf. Bleiben Sie in seiner Nähe und warten Sie, bis er von allein wieder aufwacht. Die Schlafphasen ___STEADY_PAYWALL___regulieren den Geist und das Wachstum. Gerade in der ersten Zeit ist Schlaf oft das, was als natürlicher Schutzmechanismus den kleinen Dingern hilft, den Transfer zu verkraften. Zeigen Sie ihm einen überschaubaren Teil seiner neuen Welt, wie die Küche, das Schlafzimmer, den Garten. Versuchen Sie ihn immer wieder zu kleinen Interaktionen zu motivieren und geben Sie ihm viel Zeit in einem geschützten Raum zum Ruhen und Schlafen. Nehmen Sie ihn mit auf Ihr Sofa, wenn Sie ruhen wollen, oder krabbeln Sie mit in sein Hundebett und bieten ihm eine liebvolle Ruhe an. Bringen Sie ihn immer nach dem Schlafen sofort in den Garten an eine Stelle, die Sie als Toilette freigeben, und lassen ihn dort sein Geschäft verrichten. Und während er sich löst, sagen Sie ganz beiläufig zum Beispiel: „Geh pinkeln“ dazu. So prägt sich ein Signal direkt mit dem Vorgang ein, welches später unfassbar nützlich ist. Das Schlafpensum ist individuell verschieden, es hängt sehr vom Charakter, vom inneren Motor und auch von der individuellen Entwicklungsphase ab. In der 8.–10. Woche legen die jungen Hunde noch nicht sonderlich an Wachstum zu. Aber die Eindrücke, die auf den kleinen, zarten Geist einprasseln, lassen den Hund erschöpfen. Es gibt Welpen, die wollen 20 Stunden am Tag schlafen. Keine Sorge, auch das werden agile, fitte Hunde. Dennoch gehen Sie bitte unbedingt auf das Schlafbedürfnis ein und sorgen Sie immer wieder für geregelte Ruhephasen.
Nicht allein lassen
Kommen wir zu den Don’ts in dieser Zeit. Für den Hund gibt es noch wenig Regulativ, dafür aber für Sie. Vermeiden Sie es, den jungen Hund allein zu lassen. Das ist das erste und wichtigste Don‘t. Hunde sind nicht dafür gemacht, allein zu sein und müssen das erst lernen. Und dann sollten Sie auch vermeiden, Ihr Hundekind unbeaufsichtigt zu lassen. Sie haben jetzt fast so viel zu tun, wie mit einem zweijährigen Menschenkind, das eine unfassbare Freude in das Leben bringt, aber auch eine neue Dimension der Fürsorge. Wenn sie nicht gerade schlafen, dann halten sie einen auf Trab.
Es ist ein sinnvolles Ritual, den kleinen Hund in einem Kennel zu füttern. Er lernt so, in Ruhe und ungestört zu fressen und den Kennel als sicheren, leckeren Ort kennen.
Fotos: Anna Auerbach/ Welpentagebuch, KOSMOS
Geduld
Üben Sie sich in Geduld. Was so viel heißt wie: Ihr Hundebaby kann schon mal Fehler machen, Pipi machen, etwas annagen, Unruhe in Ihr geordnetes Leben bringen. Das gehört dazu. Die Stubenreinheit lernt der kleine Vierbeiner nicht durch Tadeln, das würde nur das Bindungssystem zerstören, sondern dadurch, dass Sie wachsam sind und wissen, dass ein aufwachender Hund null Komma null Zeit hat, um zur Toilette zu gehen und zu warten, bis Sie zu Ende telefoniert haben oder Ihre Schuhe geschnürt sind. Wenn er muss, dann muss er. Und das geht schnell. Also gleich auf den Arm nehmen, raustragen und tüchtig loben, wenn Ihr zwei das geschafft habt. Wenn Sie nicht wollen, dass Ihr Hundekind Ihre Puschen anfrisst, dann stellen Sie Ihre Pantoffeln in den Schrank. Vermeiden Sie Fehler, vermeiden Sie schwierige Situationen und führen Sie Ihren kleinen Schützling nicht unnötig in Versuchung. Noch können wir den kleinen Kerl nicht klar orientieren oder regulieren. Der Anfang ist immer ein reines Beschützen, Lenken und Vermeiden.
5 Tipps für den Alltag
Investieren Sie so viel Zeit wie möglich in die Bindungsarbeit.
Bieten Sie Ihrem Welpen immer einen geschützen Raum und einen sicheren Rahmen. Dabei unterstützt Sie die Leine.
Üben Sie den konditionierten Lockruf beim Füttern und immer wieder mal zwischendurch.
Achten Sie auf ritualisierte Tagesabläufe, pünktliche Mahlzeiten und ausreichend Ruhezeiten.
Arbeiten Sie gleichmäßig an der Habituation und Sozialisation, doch überfrachten Sie Ihr Hundekind nicht.
Halsband und Leine
Legen Sie Ihrem Hundekind gleich am ersten Tag ein Halsband an, das breit und weich ist und eng genug anliegt. Nehmen Sie das Halsband erst einmal nicht ab, auch wenn Ihr Baby sich die ganze Zeit hinhockt und daran kratzt. Je schneller es geduldet wird, umso besser. Und an diesem Halsband befestigen Sie eine 1,20 m lange leichte Hausleine. So können Sie Ihr Baby stoppen, lenken und lotsen, es sanft begrenzen und ihm sicheren Halt geben. Auch wenn junge Hunde schnell einen Hang zur freien Folge haben, sollten Sie Ihren Hund außerhalb Ihres Hauses immer an dieser Leine führen. Je schneller er sich damit abfindet, dass die Leine eine sichere Verbindung zu Ihnen darstellt, umso schneller lernt er, später auf Sie zuverlässig zu reagieren und bekommt seine ganze Freiheit wieder zurück. Es ist einer der häufigsten Fehler, den Menschen machen. Sie lassen den noch nicht lenkbaren Hund erst einmal frei. Aber er hat weder Orientierung noch hat er gelernt zu hören. Was er aber hat, ist Neugierde und den Drang, die Welt zu erkunden. Ohne Leine sind Sie wahrscheinlich auch einem acht Wochen alten davonsausenden Hundekind, was die Geschwindigkeit angeht, unterlegen.
Übung "Warten lernen"
Die erste praktische Übung in dieser Zeit ist die Akzeptanz der Leine und auch, dass Sie Ihren kleinen Wicht ab und zu für einen kleinen Moment anbinden können. Es ist wichtig, dass Sie in Ruhe am PC, in der Küche oder im Garten Ihre Arbeit verrichten können, ohne dass Ihr Schützling auf Abwege gerät oder Ihre Konzentration ständig stört. Auf diese Weise lernt er früh, dass er auch einmal warten kann. Setzen Sie sich auf die Leine, wenn Sie am Schreibtisch oder am Esstisch sind, legen Sie sein Körbchen zu Ihren Füßen und bieten Sie ihm etwas zum Nagen an. Auf diese Weise lernen alle Hundekinder einfach zu ruhen und zu warten.
Übung "Raum sichern"
Und so beginnen wir mit dem ersten sinnvollen Ritual. Sie rufen Ihr Baby mit „Puppie, Puppie, Puppie“, streicheln und liebkosen es, danach lassen Sie es etwas kauen und nehmen es an die Leine. Bitte beachten Sie: erst streicheln, dann füttern. So verhindern Sie, dass Ihr kleiner Welpe nur auf die Taschen und Hände starrt und der Liebkosung versucht auszuweichen, damit die Lohnverhandlungen beginnen. Versuchen Sie, diese Leine nicht zu verlängern, wenn das Baby daran zieht, Sie ziehen aber auch nicht zurück. Sie lernen jetzt, den Raum, den die Leine beschreibt, zu sichern. Damit Sie das Zuhause Ihres Hundes werden können, braucht es um dieses Zuhause eine sichere Grenze. Nun kann es passieren, dass Ihr Zwerg sich auf seinen Welpenhintern setzt und gar nicht mehr laufen möchte. Dann halten Sie an, sichern den Raum, also halten die Leine in leichter Spannung, hocken sich hin und locken den Zwerg mit einem Mut machenden „Puppie, Puppie, Puppie“ aus der Misere heraus. Bei Ihnen angekommen, können Sie erst einmal ein kleines Spielchen wagen, den Hund streicheln und loben, und wenn Sie merken, dass er wirklich nicht mehr weiterlaufen möchte, können Sie ihn auch getrost auf den Arm nehmen und den Rest der kurzen Wegstrecke tragen. Bleiben Sie in den ersten ein bis zwei Wochen ruhig nur in Ihrem gewohnten und sicheren Ambiente. Ihr Hund braucht noch keine Spaziergänge. Es geht in dieser Zeit vielmehr darum, ihn mit Situationen wie der Begrenzung durch die Leine vertraut zu machen. Diese leichte Leine ohne Ösen, Schlaufen und Schnallen, an seinem Halsband befestigt, kann er im Haus und Garten einfach hinter sich herziehen. Auf diese Weise kommen Sie schneller an ihn heran, können ihn begrenzen und er kann sich ganz sanft daran gewöhnen, dass es von nun an diese Sicherung gibt. Die Leine wird in diesem ersten Jahr für Sie und Ihren Hund ein elementares Hilfsmittel sein. Dennoch geht es in dieser ersten Zeit vornehmlich darum, den kleinen Hund daran zu gewöhnen, sein Einverständnis zu holen, und selbst ein gutes Gefühl zu bekommen, ohne Kraft einzusetzen.