Martin Rütter & Emma

Hundetrainer und Entertainer Martin Rütter steht auf der Bühne
Samstag, 23. Dezember 2023

DOGandTRAVEL trifft...

Martin Rütter & Emma

Martin Rütter wurde 1970 in Duisburg-Homberg geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugendzeit am liebsten auf dem Fußballplatz. Nach dem Abitur studierte er Sportpublizistik in Köln und interessierte sich auch früh für Hunde und ihre Verhaltensweisen. Nach einem Studium der Tierpsychologie gründete er 1995 seine erste Hundeschule und entwickelte die DOGS-Philosophie zur individuellen und partnerschaftlichen Ausbildung von Mensch und Hund. Inzwischen gibt es in Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Luxemburg, Mallorca, Südtirol und der Schweiz ein Netzwerk aus über 140 Hundeschulen, die nach dieser Philosophie arbeiten. Martin Rütter ist auch als Autor, Moderator und Entertainer tätig und hat durch seine Arbeit maßgeblichen Anteil daran, dass heute deutlich mehr Hunde in unserer Gesellschaft ein hundegerechtes Leben führen können als noch vor einigen Jahren.

DOGandTRAVEL traf ihn zum Gespräch.

Foto oben: Guido Engels

Martin, schenkst du Emma etwas zu Weihnachten? Bist du Weihnachts-Fan?

Ja, das bin ich. Und klar, natürlich kriegt Emma bei mir auch ein Weihnachtsgeschenk. Denn wenn jetzt unter dem Tannenbaum nichts für Emma wäre, dann würden sich die Kinder ja denken: „Guck mal, der Hund hat nichts geschenkt bekommen. Dann war der den wohl nicht so lieb.“ Emma bekommt zu Beginn der Bescherung einen großen Knochen, der sie erst mal eine Weile beschäftigt. Klar, das ist auch Mittel zum Zweck, damit wir in Ruhe Geschenke auspacken können, aber mittlerweile auch ein echtes Ritual.

Mitte Dezember ist der letzte Tour-Termin in 2023. Weiter geht’s dann am 10. Januar. Wie verbringst du die knapp vier Wochen?

Größtenteils mit inaktivem Erholen im Kreise meiner Familie.

Wie sieht dein perfekter Winterurlaubstag für dich aus?

Das wäre ein verschneiter Tag auf der Glessener Höhe. Das ist ein künstlich aufgeschütteter Hügel. Man kann dort super mit den Hunden laufen. Und wenn man oben am Gipfelkreuz steht, hat man einen super Ausblick auf die Domspitzen und die Kölner Skyline. Leider ist mein Wunsch aber ziemlich utopisch. Selbst wenn es hier mal schneit, bleibt das nicht lange liegen.

Du wohnst in Köln. Was tust du an Silvester?

Wie versuchst du der Böllerei zu entgehen?

Ich halte mich dann einfach an Orten auf, an denen kein Feuerwerk stattfindet.

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Martin Rütter sitzt in der Mitte einer grauen Couch, links und rechts sitzen jeweils 2 Hunde. Alle schauen in die Kamera

Foto: Klaus Grittner

Findest du, dass privates Feuerwerk und Böllerei verboten werden sollten?

Es gibt so viele Argumente gegen Böllerei und Feuerwerk: Jahr für Jahr verletzten sich so viele Menschen, während sie böllern oder auch weil sie einfach nur in der Nähe der Böllerei sind. Tiere werden in Angst und Schrecken versetzt. Die Umwelt leidet. Also wenn es nach mir ginge, bräuchte es das nicht. Ich weiß noch gut, dass sich Ende letzten Jahres viele Baumärkte dazu entschlossen hatten, kein Feuerwerk mehr zu verkaufen. Das fand ich einfach richtig und gut.

Wie lebt es sich damit, wenn der eigene Name de facto ein Synonym für Hundeerziehung ist?

Martin Rütter steht mitr verscvhränklten Armen in einem Studio. Links neben ihm sitzt seine Hündin Emma

Foto: Klaus Grittner

Es lebt sich gut und macht mich immer noch sehr glücklich, wenn es mir gelingt, eine zuvor problembehaftete Beziehung von Mensch und Hund wieder in die richtige Bahn zu lenken, so dass ein harmonisches, für beide Seiten glückliches Zusammenleben entsteht.

Auf der anderen Seite ist es aber auch paradox, was mein Name bei manchen Leuten für eine Erwartungshaltung weckt hinsichtlich der Erziehung meiner eigenen Hunde (lacht). Die Leute denken oft, der Hund vom Rütter, der vollführt morgens zum Aufwärmen einen Salto rückwärts, bringt danach einen Croissant ans Bett und springt zum Abschluss durch brennende Reifen im Garten. Totaler Quatsch. Das ist auch das, was ich den Leuten immer wieder ans Herz lege: Es geht nicht um Dressur, sondern um Erziehung und Beziehung. Natürlich war mein erster Hund Mina letztlich ein gut erzogener Vierbeiner und aus Erziehung ist eine tolle Beziehung entstanden. Aber wenn Mina auf dem Komposthaufen mit der Apfelkitsche im Maul stand und mich unschuldig angeschaut hat, dann konnte ich ihr nicht wirklich böse sein.

Gehst du noch auf einen „normalen“ Hundeplatz? Und wenn ja, dann nur mit Sonnenbrille und falscher Frisur?

Aber klar und ohne Verkleidung. Der Platz ist die Basis. Über Erziehungsfragen freue ich mich, denn ich betrachte sie auch als Anerkennung für meine Arbeit. Anstrengend wird es nur, wenn es in denkbar unvorteilhaften Situationen geschieht. Ich saß mal in der Sauna, wollte entspannen, da tippte mir eine Frau auf die Schulter: „Herr Rütter, ich weiß, es ist gerade ungünstig, aber ich habe da mal eine Frage…“

Wo findest du die Inspiration für Geschichten und Anekdoten in deinen Programmen?

Genau dort, auf dem Hundeplatz. Im Prinzip sind meine Bühnenprogramme ja die Konsequenz aus meiner Arbeit, denn die Geschichten, die ich beispielsweise gerade bei „DER WILL NUR SPIELEN!“ erzähle, habe ich alle selbst erlebt. Und teilweise sind die so lehrreich oder kurios, dass ich sie einfach mit anderen teilen muss (schmunzelt).

Du bist eine Art Dienstleister und musst in gewissen Grenzen immer freundlich sein. Was lässt dich innerlich kochen?

Wenn die Leute ihrem Hund nicht genug Zeit schenken. Das ist total wichtig. Hunde sind soziale Wesen und grundsätzlich nicht gern allein. Für einen Hund muss man einfach Zeit haben. Und damit meine ich nicht nur die Zeit für die Pflege wie beispielsweise Kämmen oder Krallen schneiden. Ein Hund ist kein Spielzeug, das man bei Bedarf rauskramt und dann wieder wochenlang verstauben lässt. Ein Hund ist ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen, über die man sich gut informieren muss. Auch deswegen finde ich, dass es sehr wichtig ist, noch bevor man einen Hund in sein Leben holt, eine Art Checkliste zu erstellen und sich zu fragen: Welcher Hund passt überhaupt zu mir und meinen Lebensumständen?

In jeder guten Hundeschule kann man sich vor der Anschaffung übrigens dahingehend beraten belassen. Und was auch noch ganz wichtig ist: So gut wie jeder Hund braucht auch den Kontakt zu seinen Artgenossen.

Und was bringt dich sonst auf die Palme?

Jede Art von Tierquälerei, Intoleranz und Missgunst.

Inwiefern hat sich Ihre Herangehensweise an das Hundetraining im Laufe der Jahre verändert?

Da hat sich natürlich auch auf meiner Seite total viel getan. Nehmen wir ein aktuelles Beispiel, nicht zum Thema Training, sondern zum Thema Ernährung. Über das Thema vegane Ernährung für Hunde habe ich mich früher echt gerne amüsiert und es wirklich auch nicht ganz ernst genommen. Gleichzeitig bin ich aber auch ein Typ, der Dinge immer wieder hinterfragt und ich habe auch kein Problem damit, es zuzugeben, wenn ich Stuss geredet habe.

Heute finde ich, dass das ein Punkt ist, den man angehen sollte. Ich habe mir die Frage gestellt, wie in Ordnung es ist, wenn ich mir ein Tier halte, das andere Tiere frisst und damit Tierleid fördert. Und Hundefutter kommt in der Regel aus der Massentierhaltung. Das ist ein total moralisches Problem: Ich MUSS ja nicht mit einem Hund zusammenleben. Aber ich möchte es, weil es mich glücklich macht. Und mein Glück und das Glück meines Haustiers kann ich ja nicht über das Leid anderer Tiere stellen. Deswegen finde ich den reinen Gedanken, einen Hund vegan ernähren zu können, erstmal spannend.

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Was sind die häufigsten Fehler und die häufigsten Probleme in der Hundeerziehung?

Es gibt drei Kardinalfehler: Erstens, die extreme Vermenschlichung, denn sie schürt Erwartungen, die der Hund niemals erfüllen kann. Ein Hund kann nicht denken und handeln wie ein Mensch. Zweitens: Mangelnde Konsequenz – und damit meine ich nicht Strenge oder Härte. Ein Hund benötigt klare Regeln, nur so kann er Vertrauen zu seinem Menschen aufbauen und sich auch in schwierigen Situationen auf ihn verlassen. Und ein weiteres Problem ist die mangelnde Beschäftigung. Hunde brauchen körperliche und geistige Auslastung.

Deine Hündin Emma ist eine explosive Mischung aus Australian Shepherd und Terrier. Sie war eine schwierige Aufgabe – auch für dich als „Hundeprofi“. Was haben die Leute gesagt, als du am Anfang eurer gemeinsamen Zeit mit ihr unterwegs warst und sie n

Sie haben das gesagt, was ich gedacht habe: Das wird nie und nimmer passen mit uns beiden. Schön, dass es anders gekommen ist.

Martin Rütter ist seit 25 Jahren auf einer tierisch-menschlichen Mission, um die Beziehung zwischen Hunden und ihren Haltern zu verbessern. In seiner neuen Live-Show „DER WILL NUR SPIELEN!“ nimmt er sein Publikum mit auf eine rasante Reise durch die Hundehütten dieser Nation. Er klärt auf, deckt auf und gibt wertvolle Tipps und hilfreiche Hinweise. In der Show beleuchtet er die wichtigsten Themen der letzten 25 Jahre und präsentiert unterhaltsame Geschichten und aberwitzige Anekdoten. Die Show ist fachlich fundiert, erbarmungslos ehrlich – und natürlich wieder zum Bellen komisch.

Die nächsten Termine (Auswahl): 12. Januar 2024: Leipzig - 24. Januar 2024: Salzburg - 25. Januar 2024: Innsbruck - 02. Februar 2024: Dresden - 07. Februar 2024 Basel - 09. Februar 2024 Augsburg - 14. Februar 2024 Münster - 15. Februar 2024 Hannover - 17. Februar 2024 Berlin - 23. Februar 2024 Köln - 24. Februar 2024 Essen - 25. Februar 2024 Bielefeld - 29. Februar 2024 Saarbrücken - 01. März 2024 Karlsruhe - 02. März 2024 Stuttgart 05. März 2024 Koblenz - 07. März 2024 Frankfurt a.M. - 15. März 2024 Bremen - März 2024 Hamburg - 23. März 2024: Dortmund

Was macht eigentlich mehr Spaß? Hunde und Menschen trainieren oder auf der Bühne stehen?

Ich mag insgesamt diese Mischung. Ganz gleich, ob ich nun auf der Bühne stehe, im Fernsehen oder auf dem Trainingsplatz bin, ändert sich mein Thema ja nicht – und das heißt Hund. Ich finde, die Hundewelt besteht aus derart unerschöpflicher Vielfalt, dass es wirklich nie langweilig wird.

Du tourst aktuell mit einem neuen Programm „DER WILL NUR SPIELEN!“, dem Nachfolger „FREISPRUCH!“. Worauf können sich deine Fans freuen, die die Vorgängershows eventuell schon gesehen haben?

Auf eine schöne Mischung aus Information und Unterhaltung. Ich halte den Leuten vor Augen, an welchem Ende der Leine das Problem wirklich liegt, natürlich zum Leidwesen der Menschen (schmunzelt). Gemeinsam werden wir in DER WILL NUR SPIELEN! so einen kleinen Abriss der letzten mehr als 25 Jahre machen, in denen ich jetzt als Hundetrainer arbeite.


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Martin Rütter im DOGandTRAVEL-Interview

Martin Rütter hat DOGandTRAVEL ein weiteres ausführliches Interview gegeben, zusätzlich zu dem in der Winterausgabe 2023/24 abgedruckten. Das Gespräch können Sie hier anhören .
Martin Rütter erklärt, welche Hunderassen besonders schwierig zu erziehen sind, wie er mit aggressiven und ängstlichen Hunden umgeht, und was er von Hundetagesstätten und Hundepensionen hält. Er betont die Bedeutung von Körpersprache, Kooperation und Individualität bei der Kommunikation mit Hunden.

Außerdem gibt er Tipps für das Reisen mit Hunden, wie zum Beispiel die Wahl des richtigen Reiseziels, die Anpassung an die Umgebung und die Suche nach einer vertrauenswürdigen Person, die auf den Hund aufpasst, wenn man ihn nicht mitnehmen kann.

Rütter erzählt von seiner Show, die ein Best-of aus seinen früheren Programmen ist. Er sagt, dass er viele positive Rückmeldungen von den Zuschauern bekommen hat, die seine alten Geschichten noch einmal hören wollten. Zum Schluss spricht er über die emotionale Herausforderung, einen Hund zu verlieren - und darüber, wie er das Thema in seiner Show behandelt.

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